Das wichtige Gleichgewicht von Sympathikus und Parasympathikus
Ein wichtiger Teil unseres Nervensystems ist das vegetative oder unwillkürliche Nervensystem. Es ist für alle inneren Körpervorgänge, wie zum Beispiel die Verdauung oder verschiedene Stoffwechselvorgänge, verantwortlich. Das vegetative Nervensystem unterteilt sich wiederum in zwei verschiedene Anteile: den Sympathikus und den Parasympathikus.
Sympathikus und Parasympathikus sind als Gegenspieler zu verstehen, die dafür sorgen sich äusseren und inneren Reizen anzupassen. Der Sympathikus sorgt für eine erhöhte Aufmerksamkeit sowie körperliche und geistige Anspannung. Er löst damit die sogenannte Stressreaktion aus.
Stress ist zunächst einmal nichts anderes als ein Mechanismus von Körper, Geist und Seele sich an die gegebenen Umstände anzupassen und dementsprechend schnell reagieren zu können. Früher waren die Auslöser für diese Reaktion Gefahrenquellen wie wilde Tiere. Heute sind die Auslöser subtiler wie z. B. Ein ungeduldiger Vorgesetzter oder die zu volle ToDo-Liste. Gleich was der Auslöser sein mag, die biochemische und psychische Reaktion ist immer die gleiche.
Wie läuft die Stressreaktion ab?
Die Stressreaktion ist eine komplexe Kettenreaktion von verschiedenen Stoffwechselvorgängen, welche den ganzen Körper beeinflussen. Eine Stressreaktion läuft immer phasenweise ab.
In der ersten Phase, der Vorphase oder Reizphase, nimmt der Mensch einen gewissen Reiz wahr. Dann erfolgt eine Bewertung des Reizes. Wird dieser als „Stress" kategorisiert, beginnt die Stressreaktion zu wirken.Alle Reize sind erst einmal neutral. Erst die individuelle Bewertung kann sie zu einem Stressauslöser machen. Was bei den einen alle Sicherungen raus spickt, lässt den anderen kalt. Ist die Stressreaktion aktiviert, so läuft sie ab - egal wie gross oder klein der Auslöser sein mag.
In der zweiten Phase, der Alarmphase, wird der gesamte Körper in Bereitschaft versetzt. Über verschiedene Stellen im Gehirn (z.B. Amygdala und Hypothalamus) wird letztendlich die Nebenniere aktiviert, welche für die Ausschüttung von u.a. Adrenalin und Cortisol sorgt. Dieses aktiviert wiederum andere Botenstoffe und lösen unterschiedlichsten Reaktionen im Körper aus: Zucker wird ins Blut ausgeschüttet und stellt damit für den gesamten Körper wichtige Energie bereit, Adrenalin sorgt für eine Erhöhung des Blutdrucks und einen schnelleren Herzschlag, die Pupillen weiten sich, die grossen Muskeln werden besser durchblutet und der Muskeltonus wird erhöht, die Verdauung wird gehemmt und die Genitalien werden weniger durchblutet.
Dann kommt die Handlungsphase, da sich der menschliche Körper nun vollständig in der Bereitschaft befindet zu reagieren: „zu kämpfen" oder zu „fliehen".
Diese Handlungsphase wird in der heutigen Zeit durch die neue Art von Stressoren meist nicht oder nicht vollständig ausgeführt. Der Köper ist hochgefahren und bereit - aber eine entsprechende Handlung (davon laufen, auf den Tisch klopfen, schreien…), welche zum Abbau der Stresshormone führen würde, fehlt. Dieses Ausbleiben der eigentlichen Handlung, die Entladung ist problematisch, weil wir dadurch in Alarmbereitschaft bleiben. Wir tragen den hohen Muskeltonus, das Adrenalin, den schnellen Herzschlag, die gehemmte Verdauung etc. in den Alltag hinein.
Idealerweise kehren wir nach einer Stresssituation wieder in einen entspannten Zustand zurück. Der Gegenspieler des Sympathikus, der Parasympathikus oder der Entspannungsnerv sorgt für die Erholungsphase.
Der Parasympathikus ist zuständig für die Regeneration des Körpers und baut Energiereserven wieder auf. Das Herz beginnt wieder langsam zu schlagen, die Blutgefässe weiten sich, die Muskulatur lockert sich. Der Parasympathikus unterstützt das enterische Nervensystem bei den Verdauungsvorgängen und sorgt für eine Sekretion der Verdauungssekrete. Die ausgeschütteten Stresshormone werden abgebaut.
Bei unserem heutigen Lebensstil und in unserer Gesellschaft befinden wir uns tendenziell vermehrt im Zustand des aktivierten Sympathikus, also unter Dauerstress. Wird die Balance mit den Effekten des Parasympathikus nicht mehr hergestellt, so kann dies langfristige Folgen für den Körper haben. Die Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol werden nicht abgebaut; der Körper bleibt in einem chronischen Anspannungs- und Aktivierungszustand der für die Gesundheit gefährlich werden kann, da die ganze Körperenergie für den ‚Kampf' oder die ‚Flucht' reserviert und bereitsgestellt ist. Herz- und Kreislaufbeschwerden, Kopf-, Nacken-, Rücken- und Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall, Verstopfung, Reizdarm, Muskelkrämpfe, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Depressionen, Angst, Zwangsstörungen sind einige akute oder chronische Symptome die sich zeigen können.
Die Craniosacral Therapie unterstützt den Körper während der Behandlung in einen parasympathischen Zustand zu kommen. Ruhe und Entspannung kehrt ein, Haltungsmuster können sich lösen und neu ausrichten, Beweglichkeit kann zurück erlangt werden, der regenerativen Prozess wird angestossen und das körperliche Gleichgewicht kann sich Richtung Gesundheit neu orientieren.